Fremdgesteuert und gefangen
Kontrollieren, Grübeln, Sortieren: Zwangshandlungen sind Verhaltensweisen oder Gedanken, unter denen Betroffene häufig leiden und die sie einschränken.
Zwanghafte Vorstellungen oder Handlungen kennen viele Menschen von sich selbst: Ist die Tür wirklich geschlossen? Habe ich den Herd ausgeschaltet, bevor ich aus dem Haus gegangen bin? Von einer Zwangsstörung oder -erkrankung spricht man jedoch erst dann, wenn Betroffene bestimmte Verhaltensweisen ständig wiederholen müssen – vom ständigen Händewaschen bis hin zum geometrischen Sortieren von Gegenständen. Eine Zwangserkrankung besteht auch dann, wenn sich den Betroffenen bestimmte Gedanken und Vorstellungen immer wieder aufdrängen, auch wenn sie sie nicht teilen und eigentlich loswerden wollen - wie ständiges, ergebnisloses Grübeln oder Durchdenken bestimmter Situationen und Themen. Das Erleben und Durchleben löst unangenehme Gefühle wie Ängste, körperliches Unbehagen oder Ekel aus.
Betroffene schämen sich
Zwangshandlungen sind Verhaltensweisen, die oft immer gleich ablaufen müssen und zu denen sich die Betroffenen gedrängt fühlen, obwohl sie diese sogar selbst als übertrieben einschätzen. Betroffene leiden an den Zwängen sowie deren Folgen und schämen sich nicht selten dafür. Auch wenn eine solche Zwangsstörung bereits über einen langen Zeitraum besteht und sich gefestigt hat, ist sie oft gut behandelbar. Bereits eine Verringerung der Störungsintensität kann zu einem deutlichen Gewinn an Lebensqualität führen.
Lernen durch Konfrontation
Bei der Behandlung kommt es vor allem auf ein besonders vertrauensvolles Verhältnis zwischen Patientin oder Patient und Therapeutin oder Therapeut an, damit die Betroffenen ihre meist versteckten Gedanken offenlegen und eine Behandlung überhaupt erst möglich wird. In der Therapie kommen kognitive und verhaltensorientierte Methoden - wie Umstrukturierung, Exposition und Verhaltensexperimente - zum Einsatz. Die Betroffenen werden mit ihren Zwängen, den daraus folgenden Abläufen und Konsequenzen konfrontiert. Auch eine medikamentöse und eine psychotherapeutische Behandlung, eine Achtsamkeitstherapie oder Entspannungstechniken können helfen.