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Narbenbruch und komplexe Brüche

Im AMEOS Spital Einsiedeln ist die operative Versorgung der Narbenhernien ein Spezialgebiet mit besonderer Expertise. Therapie der Wahl ist die offene Rekonstruktion der Bauchdecke mit Einsatz moderner Netze. Das Ziel ist nicht nur der Verschluss der Bruchpforte, sondern die Wiederherstellung des funktionell-ästhetischen Körperbildes.

Ein Narbenbruch ist ein Bauchdeckenbruch in einer alten Narbe.  Meistens liegt eine gestörte Heilung der Naht der Muskelhaut vor, die nachträglich reisst, so dass sich eine Bruchpforte durch die Muskelhaut öffnet. 

Komplexe Brüche sind sehr gross, an ungewöhnlicher Position, Rezidivhernien oder Mehrfachbrüche. Viele Narbenbrüche sind komplex. Komplexe Brüche müssen von Spezialisten operiert werden.

Symptome

Die meisten komplexen und Narbenhernien bereiten Beschwerden, insbesondere pathologische Vorwölbungen, Schmerzen bei Belastung und Verstopfung.
 
Bei akuten Einklemmungen (Inkarzeration) treten massive Schmerzen auf mit Bauchkrämpfen und Übelkeit. Die Blutversorgung des eingeklemmten Bruchanteils kann unterbrochen sein. Die Inkarzeration stellt eine Notfall-Operations-Indikation dar. Narbenbrüche klemmen deutlich häufiger als andere Hernien.

Diagnostik

Die Diagnose einer komplexen oder Narbenhernie ist oft relativ einfach. Meist ergeben sich entsprechende Anhaltspunkte aus der Krankengeschichte (Voroperation, Zeitpunkt des Auftretend, Art, Charakter, Zeitpunkt und Lokalisation der Schmerzen). Die Untersuchung des Bauches gibt weitere Hinweise (Vorwölbungen, auffällige Darmgeräusche, Reponierbarkeit des Bruches). Das exakte Ausmass und eine möglicherweise zugrundeliegende innere Erkrankung erkennt man aber oft erst im Computertomogramm (Länge und Breite der Bruchpforte), was für die Planung der Operation wichtig ist. Due Kenntnis über den Bruchinhalt kann für die Operationsplanung wichtig sein.

Therapie

Die Behandlung besteht immer aus der Reposition des Bruches durch Reposition oder Resektion des Bruchsackes samt Inhalt und dem Verschluss der Bruchlücke. Die Methoden des Verschlusses der Bruchpforte sind unterschiedlich (Netz, Naht, Kombination). 

Komplexe und Narbenhernien werden in der Regel offen operiert, weil die Rekonstruktion der Bauchdecke im Vordergrund steht. Laparoskopische Techniken sind nicht so effektiv und deshalb zweitrangig.

Bei den Narbenbrüchen wird zuerst meist die ehemalige Narbe ausgeschnitten, das vorquellende Bauchfell reseziert, allfällige Verwachsungen gelöst und schliesslich die gerade Bauchmuskulatur von ihren hinteren Muskelhäuten abgelöst und so eine Tasche für die Netzverstärkung geschaffen wird. Die hintere Muskelhaut wird dann wieder vernäht, das Netz zur Verstärkung hinter die Muskulatur gelegt und fixiert (meistens mit Naht), die Muskeln locker adaptiert und schliesslich die vordere Muskelhaut genäht. Das Netz sollte immer mindestens allseitig die ursprüngliche Hernie um 5 cm überlappen, oft wird die ganze Länge der vorderen Bauchwand mit einem Netz verstärkt.

Komplexe Hernien: Wenn die Reposition des Bruchinhaltes schwierig ist (komplizierte Hernien) und damit auch der Verschluss der Bruchpforte, müssen gelegentlich spezielle Massnahmen getroffen werden (Aufdehnung des Bauchraumes vor der Operation oder Entlastungsschnitte («Relieve») auf den äusseren beiden Seiten der geraden Bauchmuskulatur.

Fragen und Antworten

Nein, allerdings wird der Narbenbruch nicht verschwinden und meist im Laufe der Zeit grösser und damit schwieriger zu operieren. Daher empfehlen wir die rechtzeitige Planung der Operation. Zudem haben Narbenbrüche ein grösseres Risiko einzuklemmen.

Grundsätzlich ja, weil die Rezidivgefahr ohne Netz hoch ist, denn warum soll die Naht heilen, wenn schon anlässlich der ersten Operation die Naht nicht geheilt ist? Ausgenommen sind kleine Narbenhernien wie die sog. Trokarhernien nach laparoskopischer Operation, die sicher mittels Naht zu verschliessen sind.

Nein, beim Erwachsenen verschliessen sich Brüche nicht mehr. Da der erwachsene Mensch nicht mehr wächst und der Druck von Innen gegen den Verschluss des Bruches wirkt, werden Brüche im Laufe des Lebens eher grösser. Spätestens wenn sie ästhetisch stören oder Beschwerden bereiten, sollten sie operiert werden.

Nein, meistens bewirken solche äusseren Hilfen eher das Gegenteil: Brüche werden durch den unkontrollierten Druck von aussen abgedrückt, meistens nicht in den Bauch zurückgedrückt. Dadurch kann es zu einer Einklemmung des Bruches kommen. Wir empfehlen solche Hilfsmittel grundsätzlich nicht!

Die optimale Lage für die Netze ist in der Bauchdecke, weil sie so am besten einwachsen können. Diese Position ist oben beschrieben und heisst «sublay». In der Vergangenheit wurde auch «onlay»-Positionen verwendet, die aber eine hohe Infektrate hatten. Die «inlay»-Position wird bei der laparoskopische Technik verwendet oder immer dann, wenn ein Substanzdefekt der Bauchdecke vorliegt und das Netz ein Bauchdeckenersatz ist. Dazu werden Spezialnetze verwendet.

Die biologischen Netze werden sehr langsam durch körpereigenese Bindegewebe ersetzt. In der Routine-Hernienchirurgie haben sie gegenüber den Standard-Netzen (meist aus Polypropylene) keinerlei Vorteil, aber in speziellen Situationen, insbesondere bei vorbestehenden Infektionen, sind die Netze von Vorteil. Fragen Sie ihren Chirurgen nach dem Netzmaterial.

Es handelt sich um komplexe Bauchdeckenrekonstruktionen, die unter stationären Bedingungen durchgeführt werden. Eine Infektion muss unbedingt verhindert werden. Die Operationen sind in den ersten Tagen durchaus schmerzhaft und verlangen eine adäquate Schmerztherapie. Die Entlassung ist deshalb meist erst nach 4-7 Tagen möglich. Die volle Belastung beginnt nach etwa 6 Wochen.