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Leistenbruch (Inguinalhernie)

Im AMEOS Spital Einsiedeln werden die Leistenhernien sorgfältig abgeklärt. Das Therapiekonzept wird an die individuelle Situation angepasst. Therapie der Wahl sind die minimal invasiven/laparoskopischen Techniken der Netzimplantation. Es werden aber auch die operativen Alternativen beherrscht incl. die offene Reparatur mit und ohne Netz.

Der Leistenbruch ist die häufigste Hernie. Sie ist in der Leistengegend (Inguina) lokalisiert und betrifft zu mehr als 80 Prozent Männer. In mehr als 15 Prozent der Fälle tritt sie beidseits auf. Neben einer Vorwölbung in der Leiste besteht auch oft ein Ziehen und gelegentlich ein Einklemmungsgefühl beim Sitzen, Heben von Lasten oder beim Stuhlgang (Bauchpresse)

Chirurgische Definition: Eine Hernie ist ein Bruch im Bereich des Bauches. Er besteht aus einer Bruchpforte (Leistenkanal = Durchtrittsstelle des Bruches), einem Bruchsack (Bauchfell = Auskleidung des Bruches) und dem Bruchinhalt (Inhalt des Bauches: Darm, Blase, Blinddarm).

Symptome

Die Beschwerden treten immer auf, wenn der Bruch gross ist, oder wenn der Durchtritt durch die Lücke schwierig ist und der Bruch einklemmt. Es kann dadurch zur Einengung des Bruchinhaltes und damit einer eingeschränkten Funktion des Inhaltes kommen (z.B. Darm – Darmverengung, Darmverschluss). Zudem kann die Durchblutung des Bruchinhalts im Bruch gestört sein. Gelegentlich kann die Schwellung selbst auch Druck auf umgebende Strukturen ausüben und Beschwerden verursachen. In den meisten Fällen spüren die Patienten nur eine Vorwölbung und ein unangenehmes Gefühl in der Leiste (Zwicken, Drücken). Bei Einklemmung des Bruches (Inkarzeration) treten meist massive Schmerzen auf, die Blutversorgung des im Bruch befindlichen Anteils (Darm) wird unterbrochen. Dan wird eine Notfalloperation notwendig.

Diagnostik

Die spezialisierte Hernien-Behandlung beruht auf dem Verständnis, dass es sich bei Hernien um ein vielgestaltiges Krankheitsbild handelt, für das ein schematisches Behandlungskonzept nicht ausreicht. Das betrifft schon die Diagnosestellung. Zu ihr gehört neben der umfassenden Erfragung der Beschwerden eine genaue körperliche Untersuchung, und zwar nicht nur der Hernie, sondern beispielsweise auch der ganzen Leistenregion, einschliesslich benachbarter Gelenke und Organe. Bei unklaren Beschwerden werden Spezialisten anderer Fachgebiete beigezogen, etwa der Radiologie, der Orthopädie oder der Neurologie, denn nicht jeder Schmerz in der Leistengegend ist auf eine Hernie zurückzuführen. Schmerzursachen können zum Beispiel auch ein Hüftproblem oder eine Leistenzerrung sein. Die Untersuchung besteht aus der Inspektion der Leiste (Vorwölbung), der Untersuchung mit einem Finger im Leistenkanal (beim Husten oder Pressen kann der Bruch nachgewiesen werden). Der Ultraschall kann in geübten Händen weiteren Aufschluss geben. In einigen Fällen ist auch ein Computertomogramm oder ein Press-MRI hilfreich.

Therapie

Grundsätzlich basiert die Behandlung einer Hernie in der Reposition des Bruchinhaltes und des Bruchsackes mit Verschluss der Bruchpforte. 
Die Wahl der Operationstechnik und der verwendeten Materialien orientiert sich dabei nicht alleine an der Grösse und der Lage der Hernie. Zu berücksichtigen sind auch ihre Entstehungsgeschichte, allfällige Voroperationen und Begleiterkrankungen sowie Alter und Körpergewicht des Patienten. Auch wenn heute meistens die minimal invasiven Techniken mit Netzeinlage zum Zug kommen, empfehlen sich in einzelnen Fällen weiterhin die konventionellen «Nahtverfahren». So oder so sind eine hohe chirurgische Fertigkeit und die Kenntnis möglicher Fehlerquellen notwendige Voraussetzungen für den Therapieerfolg. Zu gewinnen sind diese Kompetenzen nur in fortwährender Auseinandersetzung mit diesem in seiner Vielschichtigkeit lange unterschätzten Krankheitsbild.

Bei uns erfolgt die Operation meist minimal invasiv/ laparoskopisch mit Einlage eines Netzes zum Pfortenverschluss. Diese Operation erfolgt durch drei wenige Millimeter große Schnitte, es wird ein Netz von innen an die Bruchlücke angelegt. Die Patienten verbringen eine Nacht in der Klinik.

Abhängig von der Tätigkeit beträgt die Krankschreibung ca. 2 – 3 Wochen. Das Netzmaterial und dessen Fixation an der Bauchwand waren früher oft Ursache von chronischen Schmerzen, heute werden Netze entweder gar nicht mehr oder mit Fibrinkleber fixiert und die Materialien haben sich deutlich weiterentwickelt.

Fragen und Antworten

Chronische Schmerzen nach Leistenbruchoperationen sind eine bekannte Komplikation. Mögliche Ursachen sind die Irritation von Nerven, grobes Netzmaterial, Fixationen und Nachblutungen. Der Einsatz schonender Operationstechniken, die Nervendarstellung, die Vermeidung von Fixationen und modernes Netzmaterial sind Methoden zur Verringerung des postoperativen Schmerzsyndroms, das heute nur noch selten auftritt.

Je nach Operationstechnik liegt die Wahrscheinlichkeit für ein Rezidiv bei 0,4 bis 10 %. Dabei spielen neben der Operationsmethode, dem gewählten Material (welches Netz, welche Grösse), der zu behandelnden Hernie (medial oder lateral, Grösse des Defektes) auch der Patient selber eine grosse Rolle (Alter, Körpergewicht, Rauchen, allgemeine Erkrankungen).

Die meisten Netzte sind aus Polypropylen gewoben, allenfalls mit Beschichtung. Es ist leichtgewichtig, grossporig, anschmiegsam, reissfest und löst keine Fremdkörperreaktion aus. Allergien sind praktisch unbekannt. Das künstliche Gewebe wird nicht abgebaut und bleib deshalb dauerhaft und unverändert im Köper. Durch die Poren sprossen Bindegewebszellen ein und bilden zusammen mit dem Netz eine neue stabile Schicht. Der Chirurg kann, wenn nötig, sogar später durch diese Netzschicht schneiden und wieder vernähen.

Die Schwellung nach laparoskopischer Hernienoperation im Bereich der ehemaligen Hernie ist nicht selten. Bei der laparoskopischen Operation wird die Öffnung des Bruches (Bruchpforte) von innen mit einem Netz abgedichtet, während das ausgeweitete Gewebe davor (aussen) bestehen bleibt und einen Hohlraum bildet, in dem sich anfangs Flüssigkeit (Wundwasser) ansammeln kann. Man nennt dies ein Serom. Normalerweise werden diese Flüssigkeitsansammlungen vom Körper selbst resorbiert.  Bei grösseren Flüssigkeitsansammlungen kann dies aber Wochen oder Monate dauern und ggf. durch Punktion beschleunigt werden. Die Unterscheidung zu einem Rezidiv kann der erfahrene Chirurg mittels Ultraschall stellen.  

Nein, symptomlose Hernien oder symptomarme Hernien stellen zumindest keine zwingende Indikation zur Operation dar. Studien haben gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit der Einklemmung (früher ein häufiges Argument für die Operation asymptomatischer Hernien) bei symptomarmen Hernien extrem niedrig ist. Allerdings hat die gleiche Studie auch gezeigt, dass Patienten, bei denen eine Hernie diagnostiziert wurde zu einem grossen Teil im Laufe der nächsten Jahre operiert werden müssen. 

Nein. Da der Druck von Innen über den Lauf des Lebens gegen den Verschluss des Bruches und der Bruchlücke wirkt, werden Brüche im Laufe des Lebens eher grösser. Wenn sie ästhetisch stören oder Beschwerden bereiten, sollten sie operiert werden.

Nein, meistens bewirken solche äusseren Hilfen eher das Gegenteil: Brüche werden durch den unkontrollierten Druck von aussen abgedrückt, meistens nicht in den Bauch zurückgedrückt. Dadurch kann es zu einer Einklemmung des Bruches kommen. Wir empfehlen solche Hilfsmittel nicht! Eine gute Operation ist allemal vorzuziehen.