Spital Einsiedeln rangiert bei nationalem Pilotptojekt an der Spitze
Zusammen mit neun anderen Schweizer Spitälern partizipierte das Spital Einsiedeln an einem Pilotprojekt von Swissnoso, also der Schweizerischen Gesellschaft für Spitalhygiene. Ziel des Projektes war, die Rate von postoperativen Wundinfektionen in der Chirurgie zu senken. Der Erfolg liess nicht lange auf sich warten: Seit 2018 verzeichnet das Spital Einsiedeln bei den untersuchten Eingriffen eine Infektionsrate von null Prozent. Im schweizweiten Vergleich sehen die Zahlen anders aus.
Genug ist genug. Das sagten sich die Verantwortlichen bei Swissnoso, der Schweizerischen Gesellschaft für Spitalhygiene. Darum starteten sie im Sommer 2016 ein Pilotprojekt. Das Ziel: Die schweizweite Senkung der Rate postoperativer Wundinfektionen um mindestens 10 Prozent bis 2018 - also die Senkung von Infektionen, die nach einem operativen Eingriff bei einem Patienten auftreten können. Denn trotz intensiver Beobachtungen war schweizweit bis 2015 bezüglich Wundinfektionen keine signifikante Abnahme zu verzeichnen. Das Pilotprojekt fokussierte am Spital Einsiedeln auf drei Eingriffe der Allgemeinchirurgie: Blinddarmoperationen, Dickdarmeingriffe und Operationen bei Leistenbrüchen. Vor dem Projekt bewegten sich die Infektionsraten in diesem Bereich schweizweit zwischen 1,1 und 33 Prozent. «Zeit zu handeln», entschied Swissnoso.
Das Spital Einsiedeln war eines von zehn Pilotspitälern in der Schweiz, das sich auf Initiative und unter der ärztlichen Leitung von Lukas Krähenbühl, Chefarzt der Klinik für Chirurgie am Spital Einsiedeln, am Projekt beteiligte. Mit Erfolg: «Die Infektionen nach Blinddarmoperationen, Dickdarmeingriffen und Operationen bei Leistenbrüchen verzeichnen zwischenzeitlich eine Rate von null Prozent», freut sich Lukas Krähenbühl. Konkret bedeutet das: Im Spital Einsiedeln traten in diesen Bereichen seither keine Wundinfektionen mehr auf. Zum Vergleich: Schweizweit lag die durchschnittliche Rate der Wundinfektionen bei den Dickdarmeingriffen 2018 bei 13,5 Prozent. Jene der Blinddarmoperationen bei 3,1 Prozent und bei den Leistenbruch-Eingriffen bei 0,9 Prozent. Jedoch nicht nur die durch Swissnoso definierten Richtlinien des beschriebenen Pilotprojektes führten letzten Endes zu den erfreulichen Resultaten: «Wir haben unter anderem auch neue und modernere Operationstechniken eingeführt - vor allem im Bereich der Kolonchirurgie, also bei Dickdarmeingriffen», sagt Krähenbühl. Diese Techniken, wie beispielsweise die Laparoskopie oder auch das standardisierte Management vor und nach der Operation - das so genannte Fast-Track-Prinzip - würden das Risiko für Wundinfektionen zusätzlich massiv senken, so der Chefarzt.
Projekt geht weiter
Nebst der bereits institutionalisierten Überwachung von postoperativen Wundinfektionen, verpflichtete sich jedes Pilotspital während des laufenden Projektes von Swissnoso, mindestens 40 Operationen jährlich zu überwachen. Nach vorgegebenen Prozessen und dem Führen von Protokollen in den Bereichen der präoperativen Haarentfernung, der Hautdesinfektion sowie der gewichtsadaptierten Antibiotikaprophylaxe vor und während eines Eingriffs, wurde das Vorgehen der Operationsvorbereitung des Patienten standardisiert. Die strukturierte Einführung und Umsetzung der definierten Richtlinien blieben nicht ohne Wirkung: Denn wegen des durchschlagenden Erfolges, wird das Projekt weitergeführt. Offiziell hätte es Ende September 2018 geendet. Immer mehr Schweizer Spitäler schliessen sich dem Projekt an.
Ebenfalls betroffen von den standardisierten Untersuchungen am Spital Einsiedeln waren die Eingriffe von Jürg Knaus. Auch in seinem Bereich, unter anderem den Operationen von Leistenbrüchen, gab es am Spital Einsiedeln seit Jahren keine Wundinfektionen mehr. Der erfahrene Viszeralchirurg und Belegarzt am Spital Einsiedeln freut sich über das schweizweit lancierte Projekt. «Dieses positive Ergebnis ist vor allem für die Patienten sehr erfreulich». Für ihn sind die Vorteile des Projekts offensichtlich und die positiven Ergebnisse erstaunen ihn kaum: «Für diese scheinbar banalen und offensichtlichen Prozesse gibt es in der Fachliteratur genügend Belege, dass sie einen signifikanten positiven Einfluss auf das Ergebnis haben – wenn sie korrekt durchgeführt werden».
Zuversichtlich in die Zukunft
Das Auftreten von Wundinfektionen hängt jedoch nicht allein vom Prozess eines standardisierten Vorgehens ab. «Ebenso positiv beeinflusst haben diese Ergebnisse zusätzliche Verbesserungen in der Vor- und Nachbetreuung der Patienten», weiss Jürg Knaus. Beispielsweise das Absetzen von störenden Medikamenten, eine sorgfältige Operationstechnik des Chirurgen oder auch eine korrekte Wundbehandlung wie auch eine gründliche Händedesinfektion des Personals während der Nachbehandlung sind gewichtige Faktoren, die solch tiefe und somit erfreuliche Raten bei Wundinfektionen zustande kommen lassen.
Noch wenden viele Spitäler diese Richtlinien zur Senkung der Wundinfektionen nicht an. «In Häusern, in denen die Verantwortung für gewisse Prozesse nicht klar geregelt ist, kann es vorkommen, dass individuelle Entscheide gefällt werden», sagt Jürg Knaus. Im Spital Einsiedeln besteht bei den verantwortlichen Ärzten und der Direktion jedoch seit längerem der Konsens, dass der Prozess zur Verbesserung der Ergebnisse bei Wundinfektionen vereinheitlicht werden soll. «Eine solche Qualitätsmessung ist für jedes Spital äusserst wichtig», bestätigt Lukas Krähenbühl. Dass das Projekt weitergeführt werde, sei für ihn deshalb unabdingbar.
«Meine Erfahrungen mit den Mitarbeitenden im Operationstrakt in Einsiedeln stimmen mich für die Zukunft sehr zuversichtlich», sagt Jürg Knaus. Denn bei einem stabilen und routinierten Mitarbeiterstamm, wie hier in Einsiedeln, würden solche Prozesse sehr rasch in die allgemeine Arbeitsroutine eindringen und verinnerlicht werden.
Bildlegende: Verbindliche Richtlinien vor und während einer Operation helfen, das Risiko für Wundinfektionen massiv zu senken.