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Corpus alienum: Kriegsfolgen vom Hindukusch in Einsiedeln

Vor wenigen Jahren war der 24-jährige Mann aus Afghanistan in die Schweiz geflohen mit einer 6 cm langen Narbe als schmerzhafte Erinnerung an die Taliban. Davon erzählen konnte er nun kaum – so rudimentär war seine deutsche Sprache angelegt. Der aufmerksame Hausarzt fertigte eine Röntgen-Übersicht an und entdeckte einen Steckschuss – das Projektil sass in der rechten Thoraxwand.

Mittels Ultraschall konnte dieses durch die Rippen hindurch nicht lokalisiert werden, weswegen ein CT angefertigt wurde.

Die Schnittbilduntersuchung ortete das Projektil an der Innenseite der Thoraxwand, lateral anliegend zum rechten Leberlappen. Die Indikation zur Entfernung des Corpus alienum war bei dem jungen Mann schnell gestellt. Die bestmögliche Operationstechnik musste aber abgewogen werden. Eine offene Exstirpation hätte einen etwa 10 cm langen, sicherlich dolenten und infektionsgefährdeten Intercostalschnitt verlangt. Es wurde deshalb der laparoskopische Zugang gewählt – auch deshalb, weil die Blutungskontrolle dadurch sicherer war.

Das kleine Projektil steckte subperitoneal und hatte Pleura und Leber nur um wenige cm verfehlt, was sein Leben gerettet hatte. Das Corpus alienum wurde komplikationslos geborgen und der Patient verliess zügig das Spital. Die Thoraxwand wurde saniert – die seelische Wunde bliebt indes offen. Wir wünschen dem jungen Menschen eine unbeschwerte Zukunft hier bei uns in der sicheren Schweiz.

Prof. Dr. med. Dr. h.c.

NORBERT RUNKEL

Chefarzt Chirurgie, 
Leiter der Klinik für Chirurgie,
Facharzt FMH für Chirurgie, speziell Viszeralchirurgie und Intensivmedizin
AMEOS Spital Einsiedeln

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