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Was hat es denn nun mit dieser Schilddrüse auf sich? Und was genau ist «Hashimoto»?

Ende Oktober 2022 fand am AMEOS Spital Einsiedeln ein Publikumsvortrag statt. Das Thema: Ob und was Gewichtszunahme mit einer Schilddrüsenunterfunktion zu tun haben könnte. «Hashimoto» war dabei einer der häufig erwähnten Fachbegriffe. Das Interesse war riesig und noch selten haben so viele Gäste einen Publikumsvortrag im Haus besucht. Wir wollten von einem der Referenten mehr wissen: Prof. Dr. med. Dr. h.c. Norbert Runkel, Chefarzt der Chirurgie am AMEOS Spital Einsiedeln gibt Einblicke in ein Thema, das offensichtlich zu wenig in der Öffentlichkeit diskutiert wird.

Der Publikumsvortrag ist auf grosses Interesse gestossen. Hat Sie dieses Echo überrascht?
Norbert Runkel:
Es gibt ganz offensichtlich einen grossen Informationsbedarf. Probleme mit dem Körpergewicht und mit der Schilddrüse sind sehr häufig. Zwar weiss jeder, dass die Schilddrüsenunterfunktion zum Gewichtsanstieg führt, aber über Schilddrüsenfehlfunktionen wird wenig gesprochen.

Warum sind so viele Gäste an den Vortrag gekommen? Sind denn wirklich so viele davon betroffen?
Norbert Runkel:
Jeder zweite Erwachsene ist übergewichtig und jeder dritte pathologisch adipös. Was die Schilddrüse anbetrifft, so bilden sich im Lauf des Lebens bei jedem zweiten Menschen Knoten aus, die meist harmlos sind. Unterfunktionen sind am häufigsten durch eine schleichende Entzündung verursacht, die so genannte Hashimoto-Thyreoiditis, die zum Untergang der Drüse führen kann und oftmals unerkannt bleibt oder sehr spät diagnostiziert wird.

Was genau ist denn nun diese «Hashimoto-Erkrankung»?
Norbert Runkel:
Der japanische Arzt Hashimoto beobachtete im Jahre 1912 als erster eine chronische Entzündung der Schilddrüse. Es dauerte Jahrzehnte, bis man diese als Autoimmunerkrankung erkannte, bei der der Körper die Drüse fälschlicherweise als fremd erkennt und mit Antikörpern attackiert. Daraus resultiert eine langsame und unaufhaltsame Zerstörung des Schilddrüsengewebes. Die Einnahme von Jod kann die Fehlfunktion leider auch nicht korrigieren.

Welcher Zusammenhang besteht denn nun konkret zwischen Übergewicht und Hashimoto-Erkrankung?
Norbert Runkel:
Der Mangel an Schilddrüsenhormonen bedeutet für den Organismus eine Unterfunktion, deren Folge die Verringerung des energetischen Ruheumsatzes ist. Bei unverändertem Hungergefühl nimmt das Körpergewicht zu. Dieser Prozess ist langsam aber stetig. Leider wird oft erst bei weiteren Beschwerden wie Müdigkeit, Verstopfung, Haarausfall oder depressive Verstimmung an die Schilddrüse gedacht.

Kann man mit Schilddrüsenhormonen - Thyroxin - eine Gewichtsabnahme herbeiführen.
Norbert Runkel:
Die Gabe von Schilddrüsenhormonen kann die Gewichtszunahme zwar aufhalten, aber oftmals nicht mehr umkehren. Bei einer mässigen Überdosierung mit Thyroxin würde der Organismus mit einer Runterregulierung der eigenen Hormonproduktion einfach gegensteuern. Erst eine sehr hohe Thyroxin-Dosis hätte einen Effekt auf das Gewicht. Dann aber gibt es weitere Wirkungen wie Schlaflosigkeit, Nervosität, Leistungsabfall, Haarausfall oder Hitzeintoleranz. Gefährlich ist die Belastung für das Herz durch Pulsanstieg. Daher ist Thyroxin als Mittel gegen das Übergewicht nicht erlaubt.

Wie dosiert man die Schilddrüsenhormone - Thyroxin - bei Hashimoto?
Norbert Runkel: Leider sind die Schilddrüsenhormone häufig unterdosiert, insbesondere bei der Hashimoto-Thyreoiditis. So kann es sein, dass die Laborwerte (TSH) im Normalbereich liegen und trotzdem die Dosis ungenügend ist. Der Arzt muss den TSH-Wert knapp an der Grenze einstellen. Das ist aber gar nicht so einfach, wenn die Drüse noch Restaktivität zeigt.

Welche Heilung gibt es für die Hashimoto-Thyreoidits?
Norbert Runkel: Es gibt keine. Die Therapie ist rein symptomatisch und zielt auf die Behandlung der Unterfunktion ab.

Einige Patienten mit Hashimoto-Thyreoidits berichten über weitere Beschwerden.
Norbert Runkel:
Die Hauptbeschwerde ist die Unterfunktion. Jeder zehnte Betroffene hat aber weitere Beschwerden aus dem Symptomkomplex der Autoimmunerkrankungen wie Muskel- und Gelenkschmerzen, Augenreizungen, Verdauungsbeschwerden, psychische Labilität, Leistungsverlust. Diese werden von den Ärztinnen und Ärzten oft aufwendig abgeklärt, nicht richtig zugeordnet oder als Wechseljahre, Burnout oder psychosomatisch fehlklassifiziert. Die Betroffenen fühlen sich missverstanden oder nicht ernst genommen.

Welche Therapieoption gibt es dann?
Norbert Runkel: Wenn die Autoimmunerkrankung so aktiv ist, dass sie nicht nur die Schilddrüse betrifft, sondern den ganzen Menschen, sollte die Schilddrüse entfernt werden. Dadurch wird die Antigenmenge verringert und der Entzündungsprozess beruhigt sich. Die Beschwerden gehen zurück. Leider wird viel zu wenig an die Operation gedacht und viel zu viele Betroffene sind nicht optimal behandelt.

Wie gefährlich ist eine solche Operation?
Norbert Runkel: Die Schilddrüsenentfernung, eine so genannte Thyreoidektomie, bei Hashimoto ist bei entsprechender Erfahrung der Chirurginnen und Chirurgen und technischer Ausstattung wie zum Beispiel Lupenbrille und intraoperativem Neuromonitoring eine sichere Operation. Verletzungen der Stimmbandnerven sind dann eine Rarität bei unter 1 Prozent.

Und wie ist das am AMEOS Spital Einsiedeln?
Norbert Runkel: Die technische Ausstattung ist vorhanden und die operierenden Ärzte sind ausgewiesene Schilddrüsenexperten mit herausragender Expertise und optimalen Ergebnissen. Deshalb lohnt sich auch eine längere Anreise ins AMEOS Spital Einsiedeln.

 

weitere Informationen zur Chirurgie am AMEOS Spital Einsiedeln:

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