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Der Strangulationsileus

Eine 75-jährige schlanke Frau ohne Nebenerkrankungen bekommt plötzlich kolikartige Bauchschmerzen nach dem Mittagessen (Suppe), die im Laufe der Nacht zunehmen und von Nausea und Erbrechen begleitet werden. Am nächsten Morgen stellte sich sie beim Hausarzt vor, der sie umgehend in Spital schickte. In der Ambulanz imponierte die schlanke Patientin dehydriert mit leicht angespannter Bauchdecke und druckschmerzhafter Resistenz im linken Unterbauch. Auskultatorisch regelrechte Darmgeräusche. Labor: Leukos 14.9 mit Linksverschiebung, restliche Werte normal incl. CRP <0,5mg/l und Lactat 1,7. Sonographie des Abdomens: VCI kollaptisch, Dünndarmschlingen im linken Unterbauch gefüllt mit minimaler extramuraler Flüssigkeit. Anamnestisch erwähnenswert eine offene Appendektomie vor 30 Jahren. Nach chirurgischer Konsultation CT Abdomen.

Coronares KM-CT: flüssigkeitsgefülltes proximales Dünndarmpaket mit einem maximalen Durchmesser bis 3 cm, distaler Dünndarm zusammengefallen mit Kalibersprung am Übergang mittleres/distales Drittel (Pfeil). Rodniag AG Einsiedeln.

Die explorative Laparoskopie zeigte eine segmentale Dünndarmischämie, weswegen konvertiert wurde. Als Ursache zeigte sich eine einzelne Bride, die quer über den Dünndarm in den rechten Unterbauch zog und gekappt wurde.

Die Bride verschliesst das Dünndarmlumen und stranguliert das Mesenterium.

Der Strangulationsileus ist eine venöse Infarzierung. Hier zeigt er alle Zeichen der Viabilität: glänzende Serosa, Pulsationen, Peristalitk. Auf eine Resektion kann verzichtet werden.

Postoperativ dauerte es einige Tage, bis sich die Darmfunktion erholte. Kein Blutabgang. Beschwerdefreie Entlassung nach 8 Tagen.

Anmerkung

Der vorgestellte Fall ist lehrbuchhaft. Jahrzehnte nach offener Appendektomie treten aus heiterem Himmel krampfartige Bauchschmerzen im Mittel- oder Unterbauch auf, die später von reflektorischem Erbrechen begleitet werden. Bei der klinischen Untersuchung ist nur die Bauchregion mit der dilatierten Darmschlinge schmerzhaft, anders als beim klassischen Dünndarmileus mit proximalen Aufstau und stuhligem Erbrechen. Eine Peritonitis und Laktaterhöhung weisen auf eine fortgeschrittene Ischämie und Gangrän hin. Die wenig dramatischen Befunde führen regelmässig zur verzögerten Diagnose. Gut wenn der Viszeralchirurg hinzugezogen wird und das CT anordnet, das die hochgefährliche Situation aufdeckt. Die sofortige operative Bridenlösung kann den Darm retten, wobei man heute oftmals laparoskopisch vorgehen kann.

Prof. Dr. med. Dr. h.c.

NORBERT RUNKEL

Chefarzt Chirurgie, 
Leiter der Klinik für Chirurgie,
Facharzt FMH für Chirurgie, speziell Viszeralchirurgie und Intensivmedizin
AMEOS Spital Einsiedeln

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