Die Auszubildenden des Ergotherapie-Kurses am AMEOS Institut Nord Neustadt blicken auf eine besondere und intensive Projektwoche zurück. Eine Woche lang sammelten sie in den Einrichtungen der AMEOS Eingliederung Neustadt und Grömitz praktische Erfahrungen und lernten einen möglichen zukünftigen Arbeitsbereich aus nächster Nähe kennen.

In den Wohnbereichen der Eingliederung leben Menschen, die oft über viele Jahre oder Jahrzehnte begleitet werden – Menschen mit seelischen oder schwerwiegenden seelischen Behinderungen sowie Personen, die ein Maßregel- oder Strafvollzugsverfahren durchlaufen haben. Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten übernehmen dort sowohl therapeutische als auch pädagogische Aufgaben. Immer wieder stoßen sie dabei auf ein Thema, das den Alltag vieler Betroffener prägt: Stigmatisierung.

Die Auseinandersetzung mit Stigmatisierung stand daher im Zentrum der Projektwoche. Die Auszubildenden führten Interviews mit Bewohnerinnen und Bewohnern sowie mit Mitarbeitenden der Eingliederung. Im Fokus standen u.a. diese Fragen: Wie erleben Betroffene Stigmatisierung? Wo begegnen wir ihr im Alltag? Werden Stigmata vielleicht auch unbewusst reproduziert? 
Eine andere Projektgruppe suchte den Austausch mit der Bevölkerung. Sie befragte auf dem Neustädter Marktplatz Passantinnen und Passanten zu ihren Einstellungen gegenüber psychischen Erkrankungen und zur Arbeit in psychiatrischen Einrichtungen. Die vielfältigen und zum Teil überraschenden Ergebnisse wurden kreativ aufbereitet und im Hans-Ralfs-Haus für Kunst und Kultur präsentiert.

Unterstützt wurden die Auszubildenden von den Dualen Studentinnen und Studenten der Sozialen Arbeit, die ebenfalls in der AMEOS Eingliederung tätig sind. Die gemeinsame Projektarbeit ermöglichte einen wertvollen Perspektivwechsel und vertiefte das Verständnis für die täglichen Herausforderungen und Chancen in der Eingliederungsarbeit.

Besonders beeindruckt zeigten sich die Projektgruppen von der Offenheit und Reflexionsbereitschaft der Bewohnerinnen und Bewohner. Viele beschrieben nicht nur persönliche Erfahrungen mit Stigmatisierung, sondern reflektierten auch Situationen, in denen sie selbst andere stigmatisiert hatten. Auch für die Auszubildenden und Studierenden bot die Woche Raum für intensive Selbstreflexion und eine bewusste Auseinandersetzung mit eigenen Wahrnehmungen und Vorurteilen.

Die Projektwoche verfolgte das Ziel, den Auszubildenden das vielfältige Tätigkeitsfeld der Eingliederung näherzubringen und gleichzeitig gesellschaftliche Hürden sichtbar zu machen. Ein Ziel, das aus Sicht aller Beteiligten erreicht wurde: Die Teilnehmenden nahmen nicht nur wertvolle fachliche Eindrücke mit, sondern auch ein verändertes Bewusstsein für die Bedeutung respektvoller, vorurteilsfreier Begegnungen im therapeutischen Alltag.